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Zuckersucht

Zucker wirkt wie jede andere Droge  Gerhirn

Wer jetzt denkt, dass eine zuckersüchtige Person halt nur gerne nascht und dass dies nicht so ernst ist, irrt sich leider gewaltig. Es geht nämlich hier um dieselben Stoffe (die Signalsubstanzen) und dieselben Prozesse im Gehirn, die bei jeder Sucht beteiligt sind, und deswegen funktionieren alle suchterzeugenden Drogen mehr oder weniger auf derselben Art und Weise. Zucker beeinflusst also dieselben biochemischen Systeme im Körper wie Drogen wie Morphium und Heroin, mit sowohl Süchtigkeit als Abstinenz. (Ohne dies gewusst zu haben, hatte ich selber schon seit langen meine Abhängigkeit mit der von einem Alkoholiker oder einem Drogensüchtigen verglichen.) Ebenso wenig wie ein Alkoholiker „nur ein bisschen“ Alkohol trinken kann oder ein Heroinabhängiger „nur ein paar“ Spritzen nehmen kann, kann ein Zuckersüchtiger „nur ein bisschen“ Zucker essen. Wer damit angefangen hat, kann nicht aufhören. Die Droge wird zum Allerwichtigsten im Leben und man will sie so intensiv und kompromisslos haben, dass alles Andere unwichtig wird, sogar die Arbeit, die Freunde oder ein abgemachter Termin. Dies ist also der Unterschied zwischen Sucht und Nicht-Sucht – der Süchtige ist Sklave der Droge, die Droge ist der Herrscher im Leben des Süchtigen. Es ist weit entfernt vom Gefühl „jetzt habe ich Lust auf etwas Süßes“. Ein Süchtiger kann auch nicht geheilt werden, sondern muss einfach lernen, ohne seine Droge zu leben. Es ist folglich kein gefühlsmäßiges, sondern ein physiologisches Bedürfnis, bis auf Zellenebene. Einige Forscher sind der Meinung, dass wir Zuckerempfindliche mit einem geringeren Gehalt an Beta-Endorphinen geboren sind, welches würde bedeuten, dass wir auf alle Substanzen, die dem Gehirn zur Beta-Endorphin-Produktion bringen, stärker als Andere reagieren.

Wir reagieren auch nicht nur auf den süßen Geschmack, sondern auch auf Fette - und wir möchten so schlechte Fette wie möglich (gesättigte, gehärtete). Genau wie Zucker sind auch Fette mit dem Beta-Endorphin-System verbunden, und wahrscheinlich wirken auch Fette wie Opioiden. Dass man nicht nur Zucker sondern auch Fette schlemmt, weiß jeder, der lebt so wie ich lebte.

 

Süssigkeiten

 

Ich bin übrigens „Periodenschwelgerin“ gewesen, ich habe in Perioden geschwelgt, genau wie ein Alkoholiker. In den abwechselnden Perioden habe ich sehr gesund gegessen und mich bewegt, war schlank und habe mich super gut gefühlt. Dann habe ich eifrig befürwortet, dass der Schlüssel zu Gesundheit richtige Kost und Bewegung ist. Das hat aber nicht geholfen - untrüglich bin ich wieder in die Hölle runtergefallen. Jedes Mal. Es war ein Leben in einer ewigen Achterbahn in Essen, Gewicht (bis zu 20 Kilo hinauf und hinab in einem ewigen Kreislauf), Laune, Energie, Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Als eine Schwelgereiperiode aufgehört hat, war es buchstäblich wie „aufzuwachen“ und die Welt mit ganz neuen Augen sehen. Die Schwelgereiperioden konnten Tage, Wochen, Monate oder Jahre dauern, die gesunden Perioden waren immer kürzer: tage-, wochen- oder monatelang, nie jahrelang. Die letzte Schwelgereiperiode hat fast zwei und ein halbes Jahr gedauert.

Ebenso wenig wie alle, die Alkohol trinken, Alkoholiker sind, sind alle Schleckermäulchen zuckersüchtig. Aber weißer Zucker enthält gar nichts, was unser Körper braucht, im Gegenteil: es is ein Produkt, das von Vitaminen, Mineralien, Ballaststoffen und anderen Nährstoffen komplett befreit ist. Wer sagt „aber unser Körper braucht Zucker, Zucker ist Brennstoff fürs Gehirn!“ verwechselt Zucker mit Glukose. Glukose gibt es in Kohlenhydraten, und genau wie es gute und schlechte Fette gibt, gibt es gute und schlechte Kohlenhydrate. Die Kohlenhydrate im weißen Zucker sind wertlos. WHO (World Health Organization) ist der Meinung, dass wir in der westlichen Welt unseren Zuckerverbrauch, wegen den Krankheiten und dem Leiden, die er verursacht, drastisch senken müssen. Die Liste der Krankheiten, die direkt oder indirekt vom Zucker verursacht werden, ist nämlich erschreckend lang, mit Diabetes auf der ersten Platz. Finnland und Schweden stehen tatsächlich an der Spitze der Liste über Kinder und Jugendliche, die an Diabetes erkranken. Für die Forscher sind diese Kenntnisse nichts Neues. Schon in den 1960er Jahren stand in einer amerikanischen Zeitschrift: „Zucker ist für jede zehnte Person tödliches Essen und ebnet den Boden für hunderte von physischen, neurotischen und psychotischen Symptomen.“ Heute sind bedeutend mehr als jede zehnte Person zuckerempfindlich. Und ein zu hoher Zuckerverbrauch geht die allermeisten Menschen in der westlichen Welt an, auch wenn nicht alle zuckersüchtig sind.

 

Weiterlesen:

Seite 1: Ich bin zuckersüchtig →

Seite 2: Zucker wirkt wie jede andere Droge

Seite 3: Zucker in Lebensmitteln →

Seite 4: Was Zucker bei mir bewirkt hat →

Seite 5: Nach dem Zucker →

Seite 6: Meine Kost →

Seite 7: Der Rückfall →

Seite 8: Lesetipps →

 

 

© Madeleine Midenstrand 2007–2024 — Aktualisiert am 21.10.2019

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